Hallo alle zusammen
Ich möchte zum Thema Restreichweitenanzeige etwas erklären, da wahrscheinlich bei manchem PHEV Fahrer etwas Verwirrung herrscht bezüglich der Restreichweitenanzeige. Die Suche hat mir keinen existierenden Tread ausgespuckt, also mache ich einen neuen auf. Das soll jetzt auch kein ewig langer Diskussionstread werden, sondern eine Information für alle, die das Thema interessiert. Kritik oder Ergänzungen sind natürlich willkommen
Anders als die Diesel verfügt der PHEV über zwei Energiequellen: Den Tank und den Hochvolt Akku. Entsprechend werden auch zwei Restreichweiten angezeigt: Die rein elektrische und die mit Kraftstoff + elektrische Reichweite kombiniert.
Manch ein Nutzer hat sich hier schon darüber gewunder, dass sein PHEV eine sehr geringe Gesamt-Restreichweite anzeigt, während identische Autos anderer User immer deutlich mehr versprechen.
Mein Erklärungsversuch:
Erst einmal muss man die beiden Energiequellen und Verbräuche gedanklich komplett voneinander trennen, als hätte man ein reines Elektroauto und einen reinen Verbrenner als zwei separate Fahrzeuge!
Wechselt man beim PHEV die Antriebsart, dann steigt man - bildlich gesprochen - aus dem einen Fahrzeug aus und in das jeweils andere Fahrzeug ein.
Der Bordcomputer des PHEV zeigt jedoch immer die kombinierten Daten beider Fahrzeuge an! Fährt man die neiste Zeit mit dem Elktroauto, dann fällt der Verbrauch des Autos mit Verbrenner anteilig nicht so sehr ins Gewicht, egal ob dieses Auto jetzt 5 oder 10 Liter auf 100 km verbraucht.
Von diesen zwei separaten Fahrzeugen hat jedes seinen eigenen Durchschnittsverbrauch und eine eigene Prognose für die Restreichweite. Die Prognose hängt ganz davon ab, wie der Fahrer mit dem jeweiligen Fahrzeug auf den letzten - sagen wir mal - 100 Kilometern unterwegs war. Ob eher sportlich oder eher sparsam, ob viele Kurzstrecken mit Kaltstarts oder auf Langstrecken etc. Der Bordcomputer geht davon aus, dass der Fahrer seinen Fahrstil und sein Nutzungsverhalten beibehält und errechnet daraus die voraussichtliche Restreichweite. So weit, so gut! So macht das jedes Auto seit Erfindung des Bordcomputers.
Jetzt kommt der Teil, bei dem der PHEV etwas Mitdenken erfordert:
Der tatsächliche Durchschnittsverbrauch des Verbrenners und der im Display angezeigte Durchschnittsverbrauch sind zwei völlig unterschiedliche Dinge!
Der tatsächliche Durchschnittsverbrauch des Verbrenners ändert sich nur dann, wenn der Verbrenner benutzt wird, also während er wirklich läuft. Um auf das Beispiel mit den separaten Autos zurückzukommen: Nur wenn man das Auto mit dem Verbrenner tatsächlich benutzt, dann kann man den Verbrauch auf dessen Bordcomputer positiv oder negativ beeinflussen. Ist man "im Elektroauto" unterwegs, dann steht der Verbrenner nur herum, also tut sich an dessen Verbrauchsschnitt rein gar nichts.
Der angezeigte Durchschnittsverbrauch ändert sich hingegen dauernd: Dieser bildet nämlich den rechnerisch kombinierten Wert aus der anteiligen Nutzung des Verbrenners und des Elektroautos ab. Fährt man zuerst ein paar Kilometer sehr flott mit dem Verbrenner, aber anschließend mehrere hundert Kilometer nur noch mit dem Elektroantrieb, dann wird der angezeigte Benzin-Durchschnittsverbrauch immer weiter und weiter und weiter sinken.
Irgendwann zeigt der Bordcomputer dann zwar einen Benzin-Durchschnittsverbrauch von (z.B.) nur 1,5 Liter/100 km an, aber die Restreichweite wird jedoch nach wie vor alleine auf Grundlage der Strecke berechnet, die zuletzt mit Verbrennerkraft zurückgelegt wurde! Hat man damals, z.B. aufgrund hoher Geschwindigkeit oder wegen Anhängerbetriebs, einen tatsächlichen Durchschnitt von 11 Liter/100 km produziert, dann wird die Verbrenner-Restreichweite so lange aufgrund des hohen Verbrauchs eher gering ausfallen, bis man mal eine längere Strecke mit dem Verbrenner und eher maßvollem Verbrauch zurückgelegt hat. Dies ist vollkommen unabhängig davon, was der angezeigte Verbrauch im Display gerade behauptet.
Auf die PHEV-Praxis heruntergebrochen:
Die angezeigte Restreichweite des PHEV berücksichtigt immer nur die unsichtbare Statistik des tatsächlichen Verbrenner-Verbrauchs, nicht die des angezeigten Verbrauchs! Natürlich kommt dann die elektrische Reichweite entsprechend dem aktuellen Ladezustand noch dazu.
Fährt man z.B. bergauf immer mit dem Verbrenner, aber bergab immer elektrisch, dann ist der tatsächliche Verbrauch des Verbrenners sehr hoch, der angezeigte Verbrauch aber eher moderat. Letzterer bildet schließlich das Mittel aus der Strecke zu Berg und der Strecke zu Tal ab. Da der Verbrenner bergab jedoch komplett AUS war, hat sich die Strecke zu Tal nicht positiv auf dessen tatsächliche Verbrauchsstatistik ausgewirkt, so wie es bei einem reinen Verbrenner der Fall wäre.
Anderes Beispiel: Benutzt man den Verbrenner immer nur im Anhängerbetrieb, oder "um Spaß zu haben", dann liegt der tatsächliche Verbrauch des Verbrenners locker weit jenseits 10l/100 km, auch wenn der angezeigte Verbrauch auf dem BC durch die ansonsten vorwiegende Elektro-Nutzung gar nicht erschreckend hoch zu sein scheint. Die angezeigte Restreichweite wird also eher gering ausfallen.
Fährt man eine längere Strecke mit dem Verbrenner, und zwar ohne Volllast oder Anhänger, dann wird sich dessen tatsächlicher Verbrauch statistisch in Richtung 6,5 - 7,5 Liter entwickeln und die prognostizierte Reichweite wird somit deutlich steigen.
Ob einem nun im BC bei vollem Tank und Batterie nur 350 oder 600 Kilometer angezeigt werden, hängt also vor allem davon ab, ob der Verbrenner meistens "nur kurz, aber hart schuftend" oder "längere Zeit , aber dafür schonend" in Betrieb gewesen ist.
Ich hoffe ihr könnt meinem Gedankengang folgen?