Wenn ich rein elektrisch fahre und der Benzinmotor plötzlich bei einer Geschwindigkeit über 140 km/h anspringt – wie ist dann der Zustand des Benzinmotors?
Sind das Kühlwasser und Motoröl in diesem Moment noch kalt, oder wird der Motor vorher teilweise vorgewärmt?
Kann das auf Dauer schädlich für den Motor sein? Und wie lange braucht der Motor normalerweise, um Öl und Kühlwasser auf Betriebstemperatur zu bringen?
Wenn "EV priorisieren" eingestellt ist, wovon ich bei der Frage ausgehe, da Du explizit "über 140 km/h" ansprichst, dann musst du entweder bei 140 km/h (max. Geschw. im EV Modus) die Batterie leergefahren haben, oder du musst bei noch teilweise geladener Batterie zur Überwindung des 140 km/h Limits Kickdown gegeben haben.
Letzteres ist natürlich der Super GAU und sollte möglichst vermieden werden! Denn dann springt der Motor sofort mit Volllast an und dreht zügig Richtung Begrenzer. Eine Horror Vorstellung!
Es geht dabei nicht mal zwingend um Motor kalt/ Motor warm, sondern darum, dass das Öl in dem Moment noch nahezu komplett in der Ölwanne vor sich hin pennt. Die Kolbenringe, der Ventiltrieb etc sind also noch kaum bis gar nicht geschmiert, aber der Motor muss dann binnen Zehntelsekunden sofort mit 4000 Touren loslegen. Bis der Öldruck steht, und Öl nach ein paar Sekunden oben im Motor ankommt, da haben Kolben und Ventiltrieb in ihren Lagern bereits etliche Meter Strecke ungeschmiert zurückgelegt.
Mazda macht zumindest einen kleinen Trick, um diesen Katastrophenfall ein wenig abzumildern:
Jedes Mal, wenn man im EV Modus eine Fahrt beginnt, dann wird beim ersten Gaspedal lupfen der Verbrenner als Bremse benutzt. Das heißt der Schwung des Fahrzeuges treibt den Verbrenner für ein paar Sekunden an, ohne dass dieser Benzin einspritzt und tatsächlich "an" ist. Aber der Ölkreislauf wird dadurch in Schwung gebracht und das Schmiermittel zumindest schon mal im Motor verteilt. Ob das pro EV-Fahrtantritt nur jeweils EIN Mal geschieht, oder sporadisch immer wieder, konnte ich bisher noch nicht herausfinden. Trotzdem kann natürlich auch schon eine halbe Stunde verstrichen sein, zwischen diesem initialen Vor-Schmieren des Motors und dem tatsächlichen Motorstart.
Einerseits finde ich diese Lösung gut, da dadurch direkte Motorschäden bei solch einem irrsinnigen Kickdown-Alarm-Kaltstart wahrscheinlich verhindert werden, aber andererseits ist auch dieses Mitschleppen des ausgeschalteten Motors trotzdem ähnlich verschleißträchtig wie ein echter Kaltstart, den man im Kurzstrecken EV-Betrieb eigentlich möglichst vermeiden wollte.
Moderne Hybridantriebe sind eine tolle Sache. Aber leider kann man den sachunkundigen Fahrer nicht komplett dran hindern wirklich materialmordende Dinge zu tun. Anders als vor Jahrzehnten, als Autobesitzern noch zugetraut wurde ihre Ventile am Straßenrand neu einzustellen, muss man heute schon froh sein, wenn sie das Scheibenwischwasser nicht in den Öleinfüllstutzen kippen. Das technische Verständnis ist allgemein stark auf dem Rückzug. Ein Hybrid erfordert aber genau das technische Verständnis in einem höherem Maße, als das ein beliebiger reiner Verbrenner tun würde. Die Technik stirbt nicht sofort, wenn man ahnungslos an die Sache herangeht, aber sie leidet....